Petzen? Lukas 22, 47-53 (Sonntag nach Oculi)

Als ich in der 4. Klasse war, habe ich mit meinem Freund heimlich eine Straße überquert. Meine Mutter hatte mir verboten, über die Jöllenbeckerstraße zu gehen. Die Straße war immer so eine gefährliche Grenze, da durfte man nicht ohne Begleitung drüber. Mit meinem Freund habe ich auf der anderen Seite der Jöllenbeckerstraße am Bach gespielt.

Ich hatte ein schlechtes Gewissen, aber dort konnte man besser Staudämme bauen. Mein Freund hat alles stolz meiner Mutter erzählt. Und es gab Ärger. Was für ne Petze.

Ich hatte mal gelernt, das Freunde etwas für sich behalten können! Natürlich habe ich ihm den Verrat übel genommen.

..Und selbstverständlich wollte ich es ihm heimzahlen!

Für mich hat sich das Thema des Verrats durchgezogen und ehrlich gesagt, taucht es immer mal auf. Es nicht nur der Erfahrung mit diesem Christian geschuldet,aber ich bin schlecht darin, die Sachen gut sein zu lassen. Wenn ich ehrlich bin: Ich bin gelegentlich nachtragend.

Beim Vaterunser beiße ich mir „wir vergeben unseren Schuldigern“ gelegentlich auf die Unterlippe. Es ist schwer, das was einem Angetan wurde, einfach beiseite zu schieben. Manchma tritt man anderen auf die Füße und merkt es nicht einmal.

Das blieb natürlich nicht das letzte Mal, das ich mich irgendwo verraten und verkauft gefühlt habe. Ich möchte nicht meine Beispiele aufzählen, ihr habt vielleicht eigene Erfahrung mit so Freunden gemacht, die einfach alles sagen gehen. Es gibt den einen oder die andere, der man es dringend heimzahlen möchte. Eine Frau sagte mir einmal, als sie ihr Mann hat sitzen lassen:

Der Verrat an ihrem gemeinsam Leben zählt so viel schwerer als der Betrug selbst. Zum Glück ist Liebe nicht strafbar und wir Leben in einem Rechtsystem, das Menschen schützt. Sie hat also keine Rache geübt. Trotzdem kann ich ihre Verletztung und Wut nachempfinden.

Wir Erwachsenen haben unsere Erfahrungen und werden nicht wegen des Spielens verpfiffen. Aber jeder kennt Grenzüberschreitungen, die schwerer wiegen als das Überschreiten einer Straße, das falsche Spiel und die Enttäuschung des Vertrauens.

Gegeneinander aufwiegen kann man das alles nicht.

Aber das Heft, das wir durch die Zeit tragen, bleibt oft schwer.Und wer behält letztendlich das Heft in der Hand? Jesus wurde von seinem Freund verrraten und das hat Jesus das Leben gekostet.

An einem Abend aß Jesus, der verfolgt wurde, mit seinen Jünger*innen zu Abend. Jesus hatte an dem Abend schon den Verdacht, dass Judas ihn verraten wird. Jesus sagt deswegen:

„Eine*r von Euch wird mich verraten“, denn er hatte so ein Gefühl. Aber keine*r der Jünger*innen stritt es ab, und Judas tat so als wüsste er von nichts.

Judas hat sich bestimmt angesprochen gefühlt, denn er hatte gegen seinen eigenen Freund einen heimlichen Plan gemacht. In der Nacht findet Judas sogar heraus, wo sein Freund schlafen geht, nämlich am Ölberg und sagt es den bewaffneten Leuten weiter. Die, die Jesus mitnehmen wollen. Judas führt sogar und die bewaffneten

Leute zu dem Platz, zu Jesus.. Und Judas selbst, der begrüßt Jesus mit einem Kuss. Das machten die Menschen damals so, wenn man echte Freunde war. Auch sollen die Bewaffneten erkennen, dass es sich um Jesus handelt, damit sie den Richtigen mitnehmen.

Für Jesus bedeutet eine Gefangennahme, dass er umgebracht werden sollte: Jesus sollte hingerrichtet werden, indem sie ihn an das Kreuz schlagen.

Judas hat dabei richtig mitgeholfen. Was glaubst du, wie Jesus sich gefühlt haben mag? Er hatte Judas schon verdächtigt, und nun ist es wirklich so gekommen!

Judas, der hätte es sich in der Zwischenzeit ja anders überlegen können, er hätte das Geld, was er für das Petzen versprochen bekommen hat, ablehnen können. Aber er hat das Ding einfach durchgezogen.

Aber Jesus war gar nicht wütend, so wie man eigentlich erwartet hätte. Er sagt locker weg: „Mit einem Kuss willst du mich verrraten“ und bleibt völlig in der Situation ruhig.

Der Kuss, das war die übliche Begrüßung unter Freundenso ist es doch eine linke Nummer, dass eben dieser Kuss zum Erkennungszeichen des Verrats wird. Jesus wusste, dass Judas ihn ausliefern will und kritisiert die Machart, die Judas gewählt hat.

Seine Jünger*innen, die ja auch die Freunde und Freundinnen von Judas waren, waren aber extrem wütend und wollten Jesus beistehen.

Der eine wollte Jesus sogar mit dem Schwert verteidigen, hieb einem der Bewaffneten ein Ohr.

Aber Jesus beruhigte seine Freunde, hat sich nicht gewehrt undheilte das Ohr des Mannes, der ihn mitnehmen sollte. Judas ist dann abgehauen, weil er sich so geschämt hat. Er wollte sogar den Bewaffneten das Geld wieder geben und alles rückgängig machen. „Wenn ihr Jesus freilasst, dann gebe ich das Geld wieder zurück!“ Aber niemand wollte das Geld zurück.

„Das ist jetzt dein Problem, damit musst du halt leben“, haben sie gesagt. Judas konnte mit seinem schlechten Gewissen nicht leben. Mit ihm wollte keiner mehr was zu tun haben. Er hängt sich auf.

Jesus ist nicht sauer auf den, der ihn verraten hat.

An seiner Stelle wäre ich das, und damals war ich auch sauer auf meinen Freund, der meiner Mutter erzählt hat, dass wir einfach über die Straße gegangen sind. Was Judas gemacht hat, ist was krasser schlimmer und Jesus war trotzdem viel weniger sauer deswegen.

Jesus hat Judas vergeben, aber Judas konnte sich sein schlechtes Gewissen nicht verzeihen und sich auch nicht selbst für das alles entschuldigen.

Ich glaube, dass man manchmal auch gucken muss, warum jemand eine Petze ist oder zum Verräter wird.

Und das man sagt, okay, wir finden schon irgendwie wieder zusammen oder boah lass stecken. Judas, der Name ist symbolisch für den Verräter geworden und da muss man eben auch gucken, warum er so gehandelt hat.

Das wir zumindest seine Gründe sehen und auch, das er aus eigener Überlegung gehandelt hat.

Früher haben die Leute rumerzählt, die Juden haben sich das alles zusammen überlegt. Aber es war Judas´ eigener Plan. Manche sagen: Judas hat das alles extra gemacht und das war einfach nur gierig und gemein. Ander sagen:

Wenn Judas Jesus nicht verraten hätte, wäre Jesus ja nicht in den Himmel gekommen. Jesus ist ja letztendlich gestorben und hat damit allen vergeben und alle entschuldigt. Wir sagen:

Jesus ist für die Vergebung der Sünden gestorben.

Das zählt auch für Judas und alle, die etwas Schlimmes getan haben, hinterhältig sind oder andere ins Messer laufen lassen. Das mit der Vergebung, das will nicht als Freibrief verstehen.

Ich möchte auch nicht alle Fünfe gerade sein lassen, mir mit allen die Hand reichen. Es ist nicht alles in Ordnung.

Wir sind eben nicht in der Schule, wo die Lehrerin sagt: Okay, gebt euch die Hand spielt wieder mit einander. Die Verletzungen sind of so gravierend, dass wir sie lange mit uns herumtragen. Und, es gibt die andere Seite:

Oft genug ist ein Verrat notwendig. Gerade dann, wenn Freundschaft und Intimität missbraucht wird. Wenn jemand einen ausnutzt zum Beispiel. Genau dann ist das Petzen richtig. Man holt sich Hilfe.

Aber, ich glaube, dass wenn man einen Fehler macht, den man so nicht rückgängig machen kann, sollte kann man es wenigstens zugeben. Vielleicht muss man vertrauen, dass der/die Andere vergibt oder es hört.

Da sehe ich, dass auch Judas ein Vorbild sein kann, weil er es wenigstens gemerkt hat, das es nicht okay war wir er mit seinem Freund umgegangen ist.

Die Hoffung das alles gut wird, die fehlt in dieser Geschichte.

Sie wird kommen, denn ab jetzte in großen Schritten auf Ostern zu. Dann wird sich zeigen, wozu dies alles gut gewesen ist. Die Frau, deren Mann mit wem anders durchgebrannt ist, ist heute glücklich und das sagt sie auch so. Vielleicht ist alles zu irgendetwas gut.

Auch dann, wenn die Gute Nachricht sind nicht sofort zeigen mag. Vielleicht, und das ist so meine Sicht auf die Dinge, muss man das ein oder andere einfach Stecken lassen.

Es gut sein lassen, es auf sich beruhen lassen, die Dinge annehmen wie sie sind.

Der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus, Jesus. Amen.



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